Joep van Liefland
Expired
Apr 6 – May 20, 2013

Joep van Liefland (geb. 1966 Utrecht, NL) widmet sich in seiner künstlerischen Praxis einem mehr oder weniger ausgestorbenen Medium, das unter dem Oberbegriff „Video“ zusammengefasst werden kann. Der in Berlin lebende Künstler spürt und sammelt seit mehr als einer Dekade exzessiv analoge Bildträger und deren Hardware auf Flohmärkten und Sperrmüll auf, um diese für seine raumfüllenden Installationen und seriellen Assemblagen zu verwenden oder monumentale Siebdrucke von ihnen anzufertigen. Insbesondere einzelne oder gruppierte Videokassetten, Filmspulen, Videohüllen oder Fernbedienungen werden hierbei von ihm gescannt und dann im manuellen Siebdruckverfahren auf Leinwand oder Papier gedruckt. Van Liefland produziert auch Siebdrucke vom sogenannten "weissen Rauschen", jener Wellen- oder Schneeform, die man kennt, wenn der Fernseher läuft, aber kein Programm ausgestrahlt wird. Diese Arbeiten entwickeln auf der Leinwand einen beinahe dreidimensionalen Charakter.

Ein wichtiger Aspekt in van Lieflands Arbeit ist, dass der Künstler seine Siebdrucke konsequent als Unikate produziert. Damit verleiht er dem Massenprodukt, das im Laufe der Jahre durch Aufkleber, Schriften oder Fingerabdrücke personalisiert wurde, eine individuelle Identität und nutzt dafür paradoxerweise ein Druckverfahren, das einst selbst für die Massenvervielfältigung von Printmedien entwickelt wurde. Während seines Arbeitsprozesses arbeitet van Liefland nach dem Einscannen oder beim Siebdrucken gezielt Fehler ein, die als menschliche Spuren in die Werke mit einfließen, da es ihm nicht um das stumpfe Abbilden des jeweiligen Objekts geht, sondern um den Erinnerungswert, den uns in unserer kollektiven Vergangenheit mit ihm verbindet. Van Liefland interessiert sich heute auch nicht mehr dafür, was vom einstigen Besitzer auf die Videokassette selbst aufgenommen wurde, sondern für die Objekte als Relikte einer vergangenen Zeit, in der es neu war, das jeder, der die benötigte Hardware besaß, selbst bestimmt Ereignisse aufnehmen, für eine unbestimmte Zeit konservieren und immer wieder abspielen konnte. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Geräte überholt, uninteressant und schlussendlich unbrauchbar wurden. Und obwohl kunsthistorische Referenzen zum Ready-Made, zum Minimalismus und der Pop-Art deutlich sichtbar sind, beschäftigen den Künstler in seiner Arbeit vor allem die philosophischen Aspekte Erinnerung und Tod.

Joep van Liefland lebt in Berlin und studierte Bildhauerei an der Kunstakademie in Utrecht/NL sowie Performance an der University of Kansas/USA. Mit seiner Ausstellung „Expired“ stellt der Künstler zum zweiten Mal in einer Einzelausstellung in der Galerie Parisa Kind aus. Zur Eröffnung am 5. April von 19-21 Uhr sind Sie und Ihre Freunde herzlich eingeladen.