Joep van Liefland
Memorex Park
Oct 20, 2010 – Jan 18, 2011
Seit mehr als zehn Jahren inszeniert Joep van Liefland (geb. 1966 in Utrecht/NL, lebt und arbeitet in Berlin) die Entwicklungsgeschichte elektronischer Aufnahmegeräte - insbesondere Video-Apparaturen – zusammen mit den Bestandteilen ihres Vertriebssystems.
Bei den in der Galerie Parisa Kind gezeigten Siebdrucken handelt es sich meist um Scans von Relikten eben dieser Video-Welt, die durch Vergrößerung und Reduktion auf Schwarzweiß vom (bekannten) Ding zum (unbekannten) Bild verwandelt werden.
Insofern sind nicht die zugrundeliegenden Objekte der Gegenstand, als vielmehr ihre Wiedergeburt als nahezu autonome Form. Die wiedererkennende Lesbarkeit erschwerende, grobkörnige Fläche ähnelt somit einer Bild-“Störung“, welche eine vergleichbar unstrukturierte Gedächtnisleistung innerhalb einer sich beschleunigenden Zeiterfahrung versinnbildlicht.
Dabei gilt van Lieflands Interesse der „Entropie von Medien und Information“, d.h. dem Niedergang ganzer Medien-Systeme, wie auch dem Verfall ihrer Speicherkapazitäten. Während die Verfügbarkeit von Hard- und Software zunimmt, sinkt die Dauer ihrer Gültigkeit. Sämtliche Objekte veranschaulichen das allgegenwärtige Thema von Materie und Prozess. Spuren von persönlicher Be- oder auch Abnutzung betonen den vergänglichen Aspekt dieser nur scheinbar zeit-resistenten Erdölprodukte.
Eine ähnliche Individualisierung findet statt, wenn van Liefland das ursprünglich zu serieller Produktion bestimmte Verfahren des Siebdrucks zur Herstellung von Unikaten nutzt. Denn jedes Sieb wird nur einmal verwendet oder zu nicht-wiederholbaren Großformaten kombiniert. So kehrt der singuläre Einsatz des auf Multiplikation angelegten Druckprozesses die vorgesehene Vervielfältigung um und erhebt die Kopie zum Original, das Ab- zum Urbild.